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Nahverkehrsplan: Entwurf für Zielnetz 2030 vorgestellt – Bürgerbeteiligung startet

Wiesbaden, 13.10.2023. Für Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis wird derzeit ein neuer Nahverkehrsplan (NVP) erarbeitet. Grundlage dafür sind eine umfangreiche Bestandsanalyse, über 1.500 Hinweise der Bürgerinnen und Bürger sowie eine tiefgreifende Mobilitätssimulation. Ein elementarer Bestandteil der Überlegungen für einen neuen Nahverkehrsplan ist auch der Liniennetzplan, welcher aller Busverbindungen innerhalb Wiesbadens und ins Umland enthält.

Im nächsten Schritt wurde jetzt ein erster Gutachterentwurf eines mögliches Zielnetzes ab dem Jahr 2030 öffentlich im Wiesbadener Mobilitätsausschuss vorgestellt. Dies ist gleichzeitig der Startschuss für eine zweite Bürgerbeteiligungsphase. Der Beteiligungsprozess beginnt am 16. Oktober 2023 auf dem Online-Bürgerbeteiligungsportal der Stadt Wiesbaden unter dein.wiesbaden.de/nvp und läuft bis zum 15. November 2023.  

Wiesbadens Verkehrsdezernent Andreas Kowol sagt dazu: „Es ist das erste Mal, dass uns eine so breite Basis an Daten, Informationen, Wünschen aus der Bürgerschaft, sowie eine umfassende Mobilitätssimulation zur Verfügung stehen, um einen für die Stadt Wiesbaden zugeschnittenen Liniennetzvorschlag zu entwickeln. Denn je besser der ÖPNV in unserer Stadt am tatsächlichen Mobilitätsbedarf der Menschen ausgerichtet ist, umso mehr wird er genutzt. Nachdem das Projektteam nun den Ball zurück in die Öffentlichkeit spielt, möchte ich erneut alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt einladen, persönlich weiter an der Entwicklung eines zukunftsfähigen Busnetzes für Wiesbaden beizutragen: Bringen Sie sich ein auf dein.wiesbaden.de/nvp und gestalten Sie mit uns gemeinsam unseren ÖPNV von Morgen.”

Der Projektleiter für den neuen Nahverkehrsplan, Patrick Düerkop, ergänzt: „Um ein bedarfsgerechtes Liniennetz der Zukunft für Wiesbaden und das Umland zu entwickeln, haben wir ganz bewusst auf einem leeren Blatt Papier begonnen. Wir haben uns nicht vom jetzigen Bestand, sondern vom tatsächlich ermittelten Bedarf, sei es durch Wünsche der Bürgerinnen und Bürger, der Ortsbeiräte oder durch die Mobilitätssimulation, leiten lassen. Ziel dabei war es auch, dass Busnetz resilienter gegenüber Störungen zu gestalten.”

Herausgekommen ist ein Liniennetzentwurf, der unter anderem die Linienangebote stärker hierarchisiert. So soll künftig noch deutlicher zwischen schnellen Verbindungen (Expressbusse), nachfragestarken Hauptachsen (Metrobusse) sowie feinerschließenden Angeboten (Stadtbusse und Quartiersbusse) unterschieden werden. Um welche Art des Linienangebots es sich handelt, soll dann beispielsweise auch am Namen einer Linie direkt erkennbar sein. „Eine Linie M6 wäre zum Beispiel ein Metrobus, der in diesem Fall Wiesbaden mit Mainz verbindet”, beschreibt Düerkop.  

Nach Art des Verbindungstyps richtet sich dann auch der geplante Takt. Nachfragestarke Metrobuslinien werden mindestens im 15-Minuten-Takt angeboten, wohingegen Stadt- und Quartiersbusse eher nach einem 30-bis-60-Minuten-Takt fahren werden, die sich aber auf Nebenachsen zu dichteren Takten überlagern. „Mit dem Fokus auf den tatsächlichen Bedarf sowie der Hierarchisierung und der deutlichen Kenntlichmachung in der Linienbezeichnung wollen wir zweierlei erreichen: Erstens werden wir das ÖPNV-Angebot für wesentlich mehr Menschen durch die Schaffung zahlreicher Direktverbindungen konkurrenzfähiger zu den Fahrten mit dem Auto machen können, als das bisher der Fall ist. Zweitens schaffen wir ein verständlicheres Liniennetz für alle Fahrgäste”, erläutert Kowol.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Entwicklung des Liniennetzentwurfs waren die Wegebeziehungen zwischen Wiesbaden und der Region. So werden beispielsweise auch neue Verbindungen von der hessischen Landeshauptstadt nach Mainz, nach Taunusstein und Limburg sowie Richtung Frankfurter Flughafen vorgeschlagen. Die Linienführungen im Bereich der an Wiesbaden angrenzenden Landkreise müssen nun mit den dortigen Aufgabenträgern abgestimmt werden, sodass es auch hier noch zu Veränderungen kommen kann. Zuletzt ist auch ein Vorschlag für ein neues Nachtbuskonzept in Wiesbaden Bestandteil der Planungen.

Erstellt wurde der Entwurf des Zielnetzes 2030 von den beiden beauftragten Planungsbüros ioki aus Frankfurt und Planersocietät aus Dortmund. Diese haben sich zunächst mit dem ÖPNV in Wiesbaden vertraut gemacht. Dazu gehört zum Beispiel die Befahrung an unterschiedlichen Wochentagen, zu unterschiedlichen Uhrzeiten auf unterschiedlichen Linien und die Betrachtung der bestehenden Haltestellen im Stadtgebiet.

Außerdem wurden viele weitere Aspekte wie die Bevölkerungsstruktur, bestehende Nahverkehrspläne mit Bezug zu Wiesbaden oder weitere städtische Konzepte wie zum Beispiel das Mobilitätsleitbild oder die städtebauliche Entwicklung im Ostfeld analysiert. Nicht zuletzt sind über 1.500 Beiträge der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, die im Rahmen einer umfassenden Bürgerbeteiligung eingegangen sind, in die Analyse mit eingeflossen. Parallel dazu wurde eine Mobilitätssimulation erstellt, die es ermöglicht, die Mobilitätsbedürfnisse der Wiesbadener Bevölkerung auch über den ÖPNV hinaus zu erkennen.

Bis zum 15. November 2023 können im Rahmen der Online-Beteiligung Kommentare und Hinweise zu den vorgeschlagenen Linienwegen hinterlassen werden und die Meinungen anderer Bürgerinnen und Bürger eingesehen werden. „Bei dem jetzt vorgelegten Entwurf handelt es sich um ein Zielnetz für das Jahr 2030. Auch wenn der Anspruch besteht, erste größere Maßnahmen bereits 2026 umzusetzen, ist die Umsetzung des Gesamtkonzepts bis 2030 letztendlich aber abhängig von der Verfügbarkeit von Fahrpersonal und Infrastruktur, von einer gesicherten Finanzierung und insbesondere vom politischen Willen der Stadtverordnetenversammlung”, so Projektleiter Patrick Düerkop abschließend.

Zur Erklärung: In einem Nahverkehrsplan sind alle Kriterien erfasst, die den Betrieb des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) eines Gebietes regeln. Dazu gehören zum Beispiel die Anforderungen an Linienwege, die Taktung der Linien, die Position und Ausstattung von Haltestellen, die Ausstattung der Fuhrparks und vieles mehr. Die Überarbeitung eines Nahverkehrsplan geschieht regelmäßig, damit er an die aktuellen Bedürfnisse der Bevölkerung angepasst werden kann. Das Ziel lautet, die Attraktivität des ÖPNV weiter zu steigern. Es sollen sich noch mehr Menschen dafür entscheiden, das eigene Auto stehen zu lassen oder sich kein Zweitauto anzuschaffen und stattdessen Bus und Bahn zu nutzen.

Weitere Informationen über Wiesbadens Mobilitätsdienstleister erhalten Sie auf www.eswe-verkehr.de oder über unsere Kanäle in den sozialen Netzwerken.

Download: Entwurf Zielnetz 2030

News erschienen am Freitag, 13. Oktober 2023 in der Kategorie „Unternehmen“

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