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Reaktivierung südliche Aartalbahn: Abschließende Ergebnisse der Machbarkeitsstudie

Wiesbaden, 23. November 2023. Die finalen Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung des südlichen Abschnitts der Aartalbahn liegen vor. Im Rahmen der Studie wurde für die 23,7 Kilometer lange Strecke von Bad Schwalbach bis zum Bahnhof Wiesbaden-Ost die ingenieurtechnische Machbarkeit untersucht, ein Betriebsprogramm konzipiert, das verkehrliche Potential der Strecke ermittelt und eine vereinfachte Nutzen-Kosten-Untersuchung durchgeführt. Das hierbei ermittelte Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) beträgt 2,1. Mit diesem Ergebnis kann mit den nächsten Planungsschritten begonnen werden.

Zur Erklärung: Wenn eine Maßnahme ein NKV größer eins erreicht, ist der monetarisierte Nutzen größer als die verursachenden Kosten. Ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis ist die Voraussetzung für eine Förderfähigkeit eines solchen Projekts. Die grundsätzliche Förderfähigkeit haben die unabhängigen Gutachter ebenfalls festgestellt.

Andreas Kowol, RMV-Aufsichtsratsmitglied und Verkehrsdezernent der Stadt Wiesbaden, ist erfreut über den Abschluss der Machbarkeitsuntersuchung: „Ich bin sehr dankbar darüber, dass wir hier zusammen mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund, dem Rheingau-Taunus-Kreis und auch dem Land Hessen so gut an einem Strang ziehen. Klarheit über eine Förderfähigkeit der Reaktivierung hatten wir ja schon vor einigen Monaten. Durch den förmlichen Abschluss der Machbarkeitsstudie haben wir aber jetzt alles in der Hand, um nun schnellstmöglich auch die nächsten notwendigen Schritte auf dem Weg zur Reaktivierung zu gehen.”

Auch Landrat Sandro Zehner sieht in den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie eine hervorragende Grundlage für die weitere Planung: „Die Aartalbahn wird im Kreisteil Taunus das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs sein. Es ist sehr gut, dass die Machbarkeitsstudie das eindeutig nachweist. Im Ergebnis besagt sie, dass der Nutzen der Bahn mehr als doppelt so hoch ist wie die entstehenden Kosten.”

„Der Abschluss der Machbarkeitsstudie und das nun offiziell positive Ergebnis freuen mich vor allem mit Blick auf die steigende Fahrgastnachfrage sehr”, so Prof. Knut Ringat, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV). „Um der wachsenden Beliebtheit des ÖPNV gerecht zu werden, braucht es nun die angemessenen finanziellen Mittel von Bund und Land. Nur so können wir auch unsere bereits bestehenden und viel frequentierten Strecken ausbauen und für mehr Kapazitäten auf diesen sorgen.”  

Die Durchführung einer Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der im September 1983 stillgelegten Aartalbahn wurde von den Kooperationspartnern RMV, ESWE Verkehr und Rheingau-Taunus-Kreis im Jahr 2021 in Auftrag gegeben. Sie wurde von den Planungsbüros BPV Consult GmbH und ederlog GmbH erarbeitet.

Die Gutachter haben für ihre Machbarkeitsstudie bestimmte Planungsprämissen angenommen. Grundsätzlich soll die Aartalbahn eine direkte Verbindung zwischen dem Bahnhof Bad Schwalbach und dem Bahnhof Wiesbaden-Ost herstellen. In Wiesbaden-Ost wäre somit der Anschluss an die S-Bahn-Linien nach Mainz und Frankfurt beziehungsweise zum Wiesbadener Hauptbahnhof gegeben. Auf der Strecke lassen sich laut Machbarkeitsstudie elf Haltepunkte realisieren, davon fünf im Rheingau-Taunus-Kreis und sechs im Stadtgebiet von Wiesbaden. Eine Führung der Aartalbahn in den Wiesbadener Hauptbahnhof wurde dagegen vorerst nicht weiterverfolgt, da hier ungleich höhere Infrastrukturkosten zu erwarten wären und die Erreichbarkeit der Wiesbadener Innenstadt über den Bahnhof Wiesbaden-Dotzheim per Bus attraktiv gewährleistet werden kann.

Weitere Parameter der Machbarkeitsstudie waren beispielsweise ein angenommener 30-Minuten-Takt zu den Hauptverkehrszeiten 05:30 bis 08:30 Uhr bzw. 13:00 bis 19:30 Uhr sowie ein 60-Minuten-Takt in den Zeiträumen 08:30 bis 13:00 Uhr und 19:30 bis 01:00 Uhr. Am Wochenende wurde ebenfalls mit einem Stundentakt gerechnet. Die daraus resultierende Fahrgastprognose ergab, dass durch die Reaktivierung der Aartalbahn etwa 1.000 Menschen vom Pkw auf den ÖPNV umsteigen würden.

Die Gutachter betrachten die zu reaktivierende Infrastruktur als in einem „überwiegend guten Zustand”. Empfohlen wird unter anderem die Instandsetzung von Streckenbauwerken wie zum Beispiel Brücken. Eine Instandsetzung der Bauwerke sei einem kompletten Neubau aufgrund geringerer Kosten vorzuziehen. Als Grundlage für die Kostenermittlung diente die standardisierte Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen 2016+. Die konkreten Kosten der Reaktivierung werden in einem späteren Planungsschritt ermittelt. Mit zunehmender Planungstiefe und entsprechend detaillierteren Erkenntnissen wird sich das NKV verändern. Aufgrund des guten Wertes aus der Machbarkeitsstudie wird derzeit davon ausgegangen, dass die Förderfähigkeit der Maßnahme weiterhin gegeben sein wird.

Entsprechend den hierzu bereits gefassten Beschlüssen aus dem Rheingau-Taunus-Kreis und der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung wird es im nächsten Schritt darum gehen, zusammen mit dem RMV und dem Hessischen Verkehrsministerium die Vorhabenträgerschaft zu klären sowie eine Planungsvereinbarung zu erarbeiten und abzuschließen.

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie können unter www.rheingau-taunus.de und dein.wiesbaden.de/aartalbahn eingesehen werden.

Bild: Martin Winkler / pixabay

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News erschienen am Donnerstag, 23. November 2023 in der Kategorie „Schienenverkehr“

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